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BSG Wismut Gera vs. SV 1879 Ehrenhain 6:7 (4:1)


Nachdem der SVE bereits in den letzten zwei Wochen überzeugen konnte war er bei so manchen bereits auf der Liste der Überraschungsteams der Saison. Wegweisend dafür sollte folglich die Partie am Freitag gegen den hochgehandelten Meisterkandidaten und Oberligaabsteiger aus Gera sein. In einem furiosen Spiel gelingt es der Elf von Trainer Jörg Böckel einen 6:2 Rückstand in einen 6:7 Sieg zu verwandeln.


Gut 380 Zuschauer, darunter 50 Ehrenhain, fanden am Freitagabend den Weg nach Gera in das Stadion am Steg, wohl wissend, dass dieses Spiel Spannung versprechen sollte. Nach der Eröffnung der Partie kurz nach 18:30 Uhr gehörte die erste Chance den Gästen, doch der Kopfball von Andy Knutas ging knapp am Tor vorbei. Nur 2 Minuten später klingelte es dann auf der anderen Seite. Ein fataler Abspielfehler in der SVE-Defensive lud Benjamin Keller quasi zum Treffer ein, den er sich nicht nehmen ließ. Ehrenhain versucht danach weiter aktiv nach vorn zu spielen, während auf der Geraer Seite bereits zwei gelbe Karten verteilt werden. Nach 16. Minuten sollte der SVE belohnt werden. Ein langer Pass von Florian Schmidt wird von Christopher Lehmann per Brust angenommen und ohne Probleme im Tor zum Ausgleich untergebracht. Lange konnte man sich daran nicht erfreuen, denn ein erneuter Fehler beim Abspielen wurde durch Florian Schubert unmittelbar mit dem 2:1 bestraft. Von diesem Moment an scheint der SVE komplett von der Rolle zu sein – Pässe kommen nicht an, Zweikämpfer werden verloren und Wismut Gera spielt weiter munter auf. Einer dieser Fehler führt dann in der 27. Spielminute durch Rico Heuschkel zum 3:1. Ehrenhain versucht zwar an mancher Stelle in die Geraer Hälfte vorzustoßen, doch etwas Zählbares kommt dabei nicht zustande, zumeist aufgrund eigener Unachtsamkeiten. Nach einer Möglichkeit durch Benjamin Keller in der 33. Minute macht es der eingewechselte Maximilian Dörlitz nur sechs Minuten später besser. Ohne Probleme steigt er nach einer Ecke zum Kopfball und trifft an den Händen von Eric Fleißner vorbei zum 4:1. Bis zur Pause ist dann zwar Ruhe im Ehrenhainer Kasten, doch die Böckel-Elf verschwindet mehr als unzufrieden in der Kabine.


Nach der Pause stellt Jörg Böckel vorerst ohne Wechsel auf eine Dreierkette um, doch sowohl die Mannschaft auf dem Feld als auch die vielen Fans haben nur noch wenig Hoffnung. Nachdem Tom Ebersbach im 1 gegen 1 von Maurice Geenen ausgebremst wurde, legt Gera erneut nach. Gleiche Standardsituation, wie schon kurz vor der Pause, wieder Maximilian Dörlitz, wieder ein Tor, diesmal das 5:1. Ehrenhain scheint geschlagen. Zwischen der ganzen Enttäuschung trifft Max Zerrenner in der 53. Spielminute, nachdem er Geenen abgezockt den Ball stiehlt zum 5:2. Nur zwei Minuten später wieder der Rückschlag. Einen Foulelfmeter nach einem kurzen Gerangel im Ehrenhainer Strafraum verwandelt Rico Heuschkel problemlos zum 6:2, Gera im Freudentaumel. Ehrenhain wechselt nun zum ersten Mal und bringt Oliver Peuker für David Syhre, auch Gera wechselt und nimmt den angeschlagenen Maurice Geenen raus für Felix Schäfer. Acht Tore sind bereits zu diesem Zeitpunkt viel, für ein „normales“ Thüringeliga-Spiel, doch dabei sollte es nicht bleiben. Erst trifft Alexander Korent nach einem ansehnlichen Solo-Lauf in der 66. Minute zum 6:3, nur 120 Sekunden später markiert Tom Ebersbach seinen zweiten Saisontreffer und damit das 6:4. Ist hier noch was zu holen für den SVE? – Immerhin sind noch geschlagene 22 Minuten der regulären Spielzeit übrig. Die Mannschaft baut sich immer besser auf, kommt zurück ins Spiel getragen von den Fans auf den Tribünen. Die Ehrenhainer überrennen eine geplättete Wismut-Elf Welle für Welle. So auch in der 72. Minute Christopher Lehmann mit dem 6:5. Die Mannschaft um Kapitän Kai Müller ist wie ausgewechselt, motiviert sich und pusht sich in die Schlussphase. Auf der anderen Seite muss Gera zusehen und wird zunehmend frustrierter, was sich in vielen Fouls und kleinen Gruppenbildungen niederschlägt. Es gipfelt in der 78. Minute als Marcel Hartmann direkt vor dem Gera-Block mit der Ampelkarte des Feldes verwiesen wird. Becher fliegen, die Eckfahne wird auf das Feld geworfen – das erinnert an frühere Riskospiele der BSG Wismut Gera. Ehrenhain versucht sich nicht von diesen Emotionen mitnehmen zu lassen und trifft stattdessen lieber zum 6:6-Ausgleich durch Andy Knutas. Die Ehrenhainer sind außer sich, keiner hätte sich in der Halbzeitpause je träumen lassen, dass hier noch ein Remis zu holen ist und immernoch sind 10 Minuten übrig. 10 Minuten um diesen Ausgleich wieder hergeben zu müssen oder doch halten zu können. Denn jetzt fährt auch Gera noch einmal auf und taucht gleich mehrfach im Ehrenhainer Strafraum auf, zum Glück ohne Erfolg. Auch Ehrenhain fährt nicht zurück, sondern möchte nachlegen. So geht es hin und her bis zur 90. Minute. Tom Ebersbach trifft zum unglaublichen 6:7, jetzt sitzt kein Ehrenhainer Fan mehr auf der Tribüne, alle sehnen dem Abpfiff entgegen und nach zwei unendlich langen Nachspielminuten ist es dann soweit. Die Bank stürmt auf das Feld, Fans und Vereinsmitglieder. Ein solcher Spielverlauf treibt dann doch dem ein oder anderen Fußballfan Tränen in die Augen.


Eine geballte Mannschaftsleistung beschert dem SV 1879 Ehrenhain, der in diesem Spiel zu Beginn wohl mit einem 1:1 gerechnet hat, ein historisches Comeback auf ein historisches 6:7 im Stadion am Steg und lässt die verpatzte erste Hälfte vergessen. Der erste Ligasieg über das Geraer Team überhaupt. Vielen Dank an Mannschaft, Trainer und Fans, dass Ehrenhain das erleben durfte.


SV 1879 Ehrenhain mit:
Eric Fleißner, Kai Müller, Alexander Korent (`85 Kevin Fritzsche), Julian Lutz, Florian Schmidt, Andy Knutas, Maik Wegner, Christopher Lehmann, Max Zerrenner, Tom Ebersbach (`90 Christian Clasen), David Syhre (`60 Oliver Peuker)

 

Fotoquelle: Brennpunkt Orange